WOLPERTING

ist das ergebnis der kombination der orte, an denen ich mich zu hause fühle. geboren und aufgewachsen bin ich im voralpenraum, die letzten 8 jahre habe ich in essen verbracht. beide gegenden sind heimat für mich, an beiden orten fühle ich mich ähnlich wohl. denn auch wenn essen - in meinen augen - nicht gerade eine schönheit ist, die menschen, die dort leben zählen für mich zu den freundlichsten und offensten menschen, die ich kenne. im voralpenraum hingegen verhält es sich gegensätzlich: die landschaft empfinde ich als wunderschön, die menschen dort aber scheinen mir sehr engstirnig und zugeknöpft.
wolperting macht es zumindest virtuell möglich, aus zwei heimaten eine zu konstruieren. der name der arbeit, abgeleitet vom wolpertinger - einem bayerischen fabelwesen - kommt deswegen nicht von ungefähr. ein wolpertinger besteht aus bis zu acht teilen unterschiedlicher tiere, er hat sich von allen, in bayern häufig anzutreffenden, tieren das beste angeeignet. so können klassische wolpertinger aus hasenpfoten, hirschgeweih, uhuflügeln, katzenkrallen, hundekopf, etc. zusammengewachsen sein. genau wie beim phantasiekonstrukt wolpertinger verhält es sich auch bei meiner arbeit wolperting: die idee, sich aus vielen unterschiedlichen ressourcen die besten auszusuchen und diese dann zu kombinieren, ist vorbildhaft für meine bildidee. aus diversen, für mich aussagekräftigen orten in meiner neuen und alten heimat habe ich bilder entwickelt, die die vorzüge beider regionen ineinander vereinen. hierbei dienten mir die mittel der digitalen fotografie - die gestaltungsdisziplin der foto-collage -, denn die digitale bildbearbeitung ermöglicht es, landschaften zu erschaffen, die niemals realität sein werden, jedoch so aussehen, als ob sie echt wären.
wolperting ist eine realistisch anmutende arbeit, die versucht, ein selbstbestimmtes abbild einer konstruierten region zu simulieren. erst auf den zweiten blick soll der betrachter erkennen, dass es sich um eine collage handelt. durch die bildnerischen mittel soll es gelingen, den betrachter in den bann zu ziehen, ohne dabei gleichzeitig die technischen mittel preiszugeben. landschaft und architektur von zwei gänzlich verschiedenen, gegensätzlichen regionen verschmelzen miteinander, ohne in konkurrenz zu treten.
ziel war es, eine virtuelle region zu konstruieren, die beide heimaten in einer vereint und so meine unentschiedenheit zwischen der einen heimat und der anderen aufhebt. da der heimatbegriff neben der sozialen eben auch eine starke geografische und visuelle komponente impliziert, schien es probat, ein visuelles konstrukt meiner heimat zu schaffen. die zunehmende elektrifizierung und digitalisierung der menschen zeigt darüber hinaus die richtung auf, in die sich der heimatbegriff bewegen und entwickeln wird. vielleicht wird die heimat in naher zukunft völlig losgelöst von regionalen aspekten hauptsächlich virtuell empfunden werden. meine virtuelle heimat ist wolperting.
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